Yellow Stone – Philipp & Dave machen Comic

Philipp und Dave sagen, sie seien seit ihrer Jugend begeisterte Comic-Leser. Wir sagen, sie sind wahre Comic-Nerds – und das meinen wir mehr als positiv. Derzeit arbeiten die beiden an ihrem ersten eigenen Comic. Wir haben ihnen über die Schulter(n) geschaut.
Text: Moritz Schäfer / Fotos & Video: Jens Peters

Wir befinden uns in den USA der Zukunft – etwa 20 bis 30 Jahre von heute aus gesehen. Das Land ist gespalten. Aber nicht durch Rassismus oder politische Ansichten, sondern durch den Ausbruch eines Supervulkans. In dieser Welt spielt die Geschichte des Comics, an dem Philipp Spreckel und Dave Scheffel arbeiten. Benannt haben sie ihn nach dem Vulkan, den es tatsächlich gibt: Yellow Stone.

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Dave Scheffel ist Illustrator. Er zeichnet den Yellow Stone-Comic.

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Jens Peters
Philipp Spreckel hat die Geschichte zu Yellow Stone entwickelt.

Philipp hatte die Idee, deren Grundstein 2002 bei einem Besuch des Nationalparks Yellowstone gelegt wurde. Dort erfuhr er vom Vulkan, der im Laufe der vergangenen 2 Millionen Jahre dreimal ausgebrochen ist – und es wieder könnte. „Das ist die Vorgeschichte unserer Geschichte“, sagt Philipp. „Ein Teil der USA ist in die Luft geflogen und die Regierung hat daraufhin den mittleren Teil der USA geräumt.“ Die Bevölkerung von Texas und Montana muss an die Küsten ziehen. Den eigentlichen Ausbruch beschreiben Philipp und Dave allerdings nicht ausführlich. „Viel interessanter ist ja, wie es danach weitergeht, also wie die Menschen auf die Veränderung ihrer Umwelt reagieren.“ Politiker, die die Situation für den Ausbau der eigenen Macht nutzen. Ein Mann, Noah, der durch einen Zufall in die Verschwörung eben solcher Politiker hineingezogen wird. Der sich selbst aus dieser Situation befreien muss. Darum geht’s.

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Mit dem Hut fing alles an: Philipp kaufte ihn 2002 bei einem Besuch im Yellowstone Nationalpark, aus dem er auch seine Idee für den Comic mitbrachte.

Bis die Handlung stand, dauerte es aber ein bisschen. Vor einem Jahr erinnerte sich Philipp an den Vulkan. Er begann damit, sich einen Ausbruch und die Folgen vorzustellen, entwarf die gesellschaftliche Grundsituation für die Handlung. Dann lernte er Illustrator Dave kennen, den er für seinen Comic-Blog interviewte. Dave war auf der Suche nach einer Geschichte. „Für mich ist es einfacher Comics zu produzieren, deren Storys bereits geschrieben sind“, erklärt er. „Als Philipp mir von Yellow Stone erzählt hat, hatte ich direkt Bilder davon im Kopf, wie das am Ende aussehen könnte.“ Beide merkten schnell, dass sie auf einer Wellenlänge waren. Philipp arbeitete seine Idee aus, baute eine Struktur für die Geschichte. „Mein Beitrag lag in der Phase darin, Philipp zu sagen, was zeichnerisch möglich ist und was eher nicht“, erklärt Dave. Sie entschieden sich dafür, die Geschichte grafisch so einfach wie möglich zu halten. Vor allem, weil es dem Leser dann nicht schwer gemacht wird, die Figuren für sich selbst zu vervollständigen.

Die Produktion des eigentlichen Comics läuft häppchenweise. David zeichnet momentan das erste Kapitel von Yellow Stone. „Die folgenden Kapitel stehen bislang nur in meinem Kopf – als Skript gibt’s die noch nicht“, erklärt Philipp. Bevor es weitergeht wollen die beiden testen, ob sich überhaupt ein Verlag für ihre Geschichte interessiert. „Im Grunde ist es sogar besser, noch nicht so viel fertig zu haben, sondern einem Verlag erstmal nur die Struktur anzureißen“, sagt Dave. Philipp erklärt warum: „Verlage wollen halt gern mitreden. Aber wenn du einen Comic schon komplett fertig hast, dann kannst du da eigentlich nicht mehr viel ändern. Das ist einfach nicht so flexibel wie beispielsweise reiner Text.“ Sie produzieren ihre Geschichte auf Englisch, wollen es aber auch deutschen Verlagen anbieten. „Es gibt deutsche Comicverlage, aber der Markt ist einfach noch nicht so groß. Würden wir das jetzt auf Deutsch angehen, und die deutschen Verlage lehnen alle ab – dann müssten wir alles nochmal umschreiben. So kann man es erstmal allen schicken. Wer am Ende anbeißt ist uns eigentlich auch egal.“ Und was, wenn sich kein Verlag für die Geschichte interessiert? „Sollte das tatsächlich so sein müssten wir schauen, ob wir es komplett in Eigenregie publizieren“, sagt Philipp.

„Uns geht’s nicht darum, das um jeden Preis an einen Verlag zu kriegen sondern darum, es zu machen und etwas in der Hand zu haben.“ Dave Scheffel über den Yellow Stone-Comic

Für die Produktionszeit würde das sicher Verlängerung bedeuten, denn die beiden feilen an Ihrer Geschichte nicht hauptberuflich. Dave verdient sein Geld als freier Illustrator, entwickelt Logos für Firmen, produziert Storyboards. „In dem Job bin ich noch recht klein, weil ich während des Studiums nicht viel Werbung betrieben habe. Da möchte ich jetzt mehr reinstecken.“ Yellow Stone könnte sicher dabei helfen. Seine Beziehung zum Comic sei so richtig während seiner Pubertät gestartet, sagt Dave. „Es war schon immer in mir drin. Ich hatte damals einen Kollegen, mit dem ich immer gezeichnet habe. Unter anderem auch die ersten Comics. Die waren super bescheuert – so in die Richtung Beavis & Butthead trifft Werner.“ Es waren Ferienprojekte, sagt er. Als er dann nach der Schule eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann startete, trat das Zeichnen in den Hintergrund. „Weil ich mich 100% auf das Andere, das vermeintlich Wichtigere konzentriert habe.“ Er merkte irgendwann, was ihm selbst tatsächlich wichtiger war und startete ein Design-Studium an der FH Münster. „Und mit meinem Studium habe ich mich dann 100% auf genau das konzentriert. Aufs Zeichnen – und auf Comic.“

Philipp ist beruflich nicht so nah am Thema. Er arbeitet als Projektmanager in einer Werbeagentur. Arbeitet mit Grafikern und Programmierern zusammen. „Eine gewisse Leidenschaft für Comic war bei mir eigentlich immer da“, sagt er. „Ich habe schon immer Comics gelesen, aber nie so viel. Ich habe dann irgendwann ein Praktikum in Berlin gemacht, das mir nicht wirklich gut gefiel. Irgendwann habe ich einen Comicladen gefunden, der meine Laune über Wasser gehalten hat. Da habe ich dann eigentlich richtig Feuer gefangen.“ Nach dem Studium startete er den Blog „Comic-Kladde“, bei dem es um Comic-Analysen ging. „Im Feuilleton ist oft das Problem, das Grafische kommt zu kurz und es geht nur um die Story. Aber die Möglichkeiten, die auch das Grafische bietet, das hat mich immer interessiert.“ Das er selbst einmal die Geschichte für einen Comic liefern würde war nicht unwahrscheinlich. „Seit ich 15 oder 16 bin hab ich über Pen & Paper-Rollenspiele immer was mit Geschichten erzählen zu tun gehabt.“ Den Unterschied zu diesem Projekt sieht Philipp darin, dass die Entwicklung wesentlich umfangreicher ist: „Das spannende ist ja, wenn du dir eine Geschichte ausdenkst, dann musst du nie wirklich konkret werden. Du konstruierst die Figuren und den Plot – da geht es vor allem darum, wie diese Figuren miteinander agieren und um die Geschichte an sich. Es ist wahnsinnig spannend, wenn du dann diese Figuren vor dir auf Papier siehst und die haben dann ein Gesicht.“

Auch wenn Dave quasi ein Profi im Grafikbereich der Comic-Produktion ist und Philipp eher Freizeit-Experte – die Zusammenarbeit als Team funktioniert sehr gut.  Kompetenzgerangel gebe es nicht, sagen sie. „Wir haben jeder unseren Teil. Ich Grätsche Dave nicht rein und male in seinen Zeichnungen rum, aber wir diskutieren viel über die Story – über Grundsätzliches und auch über Grafisches.“ Manchmal wird es auch intensiv. „Es gab eine Szene“, erzählt Philipp, „da haben wir eine halbe Stunde über den Ablauf diskutiert. Ich habe mich sehr schwer getan, meine ursprüngliche Idee loszulassen. Aber ich hab‘s schließlich getan – und ich war am Ende sehr froh, dass ich es getan habe. Also der kritische Umgang miteinander, der funktioniert bei uns und der wirkt sich auch sehr positiv auf unsere Arbeit aus.“

Und wie wäre es für die beiden, mit der Produktion von Comics ihren Lebensunterhalt zu verdienen? „Klar wäre das ‚ne tolle Sache, aber darum geht es und bei dem Projekt nicht“, sagt Philipp – und Dave stimmt zu. „Uns geht’s nicht darum, das um jeden Preis an einen Verlag zu kriegen sondern darum, es zu machen und etwas in der Hand zu haben. Nicht darum ‚Das muss jetzt unbedingt jeder lesen‘ sondern ‚Das ist unseres und das wächst jetzt nach und nach. Unser Baby‘ – und vielleicht will es ja jemand adoptieren.“

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